Gestalter:in des Lebens


Manchmal fühlt es sich an, als würde die Welt in einem Strudel aus grenzenlosem Wahnsinn versinken. Wahlen, die sich wie ein beängstigender Rückschritt anfühlen, plumpe Aussagen, die Ärger schüren, falsche Meldungen und aberwitzige Theorien – und doch, dazwischen, blitzt bei mir immer wieder die Hoffnung auf. In solchen Momenten kommt mir Pippi Langstrumpf in den Sinn, wie sie mit ihren bunten Strümpfen durch die Welt tanzt und fröhlich verkündet: „Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt.“ Sie erinnert mich daran, dass wir nicht bloß Zuschauer im Theater des Lebens sind. Wir sind die Regisseure, die Bühnenbauer und die Hauptdarsteller.

„Dem Leben selbst antworten zu müssen, bedeutet, verantwortet zu leben.“

Viktor Frankl

Ich denke, darum geht es. Wir können uns dem Chaos ergeben, uns treiben lassen von Angst oder Frust – oder wir übernehmen die Verantwortung für unsere eigene Welt. Auch wenn eine rechtspopolistische, demokratiefeindliche Gruppierung als stimmenstärkste Partei aus der letzten Wahl in Österreich hervorgegangen ist, zeigt das nicht, dass eine Mehrheit der Österreicher:innen von dieser Denkweise getragen ist. Und daran will ich glauben, daran halte ich mich fest. Es zeigt vielmehr, dass die Zeiten polarisiert sind und wir stärker gefragt sind, was für ein Leben wir führen wollen, was für eine Welt wir für unsere Kinder wünschen – und was wir dafür tun können.

Die Zuversicht bewahren und Haltung zeigen

Zwietracht wird gesät und Auseinandersetzungen gab es immer schon – die Geschichte hat viele Beispiele an der Hand, an denen wir lernen könnten. Doch die daraus resultierenden Lektionen, werden wohl von jedem einzelnen unterschiedlich interpretiert, verstanden und umgesetzt (oder ignoriert). So war es – scheint mir – immer, so wird es auch bleiben. Und hier kommt wieder die Hoffnung ins Spiel – die Zuversicht, dass wir am Ende doch die Möglichkeit wahrnehmen, uns bewusst für einen anderen Weg zu entscheiden: hin zu einem besonnen und friedvollen Umgang miteinander und der Umwelt. Wie Jane Goodall sagt:

„What you do makes a difference, and you have to decide what kind of difference you want to make.“

Jane Goodall

Diese Verantwortung für die Zukunft liegt in unseren Händen – in den Entscheidungen, die wir heute treffen, im Umgang miteinander und mit der Welt.

Ein Leben, das dir gehört

Manchmal denke ich, wir brauchen alle ein bisschen Pippi Langstrumpf in uns. Nicht, um uns der Realität zu entziehen, sondern um ihr mutiger und kreativer zu begegnen. Um Grenzen zu verschieben – nicht die unserer Nachbarn, sondern die in uns selbst.

Ja, die Welt scheint chaotisch und oftmals schrecklich. Und manchmal muss ich mich darum bemühen, mich nicht von dunklen Perspektiven einnehmen zu lassen, sondern mich auf die Möglichkeiten zu fokussieren ; nicht in die Spirale des Ärgers oder der Negativität einzutauchen oder zu resignieren, sondern mich mit Freude im Kleinen und für das Große zu engagieren.

Freude, die verbindet

Freude ist ein Lebensprinzip, das uns niemand nehmen kann. Sie liegt nicht in materiellen Dingen, nicht in Erfolgen oder äußeren Bestätigungen. Für mich liegt sie zum Beispiel im Tanz, im Singen, in dem Moment, in dem wir die Welt für einen Augenblick grenzenlos wahrnehmen. Sadhguru sagt, dass wahre Freude entsteht, wenn wir unser Ego beiseitelegen und uns mit dem Leben selbst verbinden. Es ist eine Freude, die nicht nur uns erfüllt, sondern auch andere berührt, wenn wir sie großzügig teilen.

Großzügigkeit ist eine Kraft, die die Welt heller macht. Veit Lindau spricht oft von der Macht des Mitgefühls, das uns nicht kleiner macht, sondern größer. Ein echtes Lächeln, eine unerwartete Geste der Unterstützung, ein Moment des Zuhörens – das sind keine Kleinigkeiten. Das sind die Farben, die unser Leben lebendig machen.

Weniger haben, mehr sein

In einer Welt, die uns ständig zum „Mehr“ drängt, liegt eine stille Revolution in der Bescheidenheit. Bodo Janssen erinnert uns daran, dass wahrer Reichtum nicht im Haben liegt, sondern im Sein. Wer innehalten kann, wer still wird und den Lärm der Welt abstreift, findet einen Raum, in dem echtes Leben geschieht. Es geht nicht darum, alles aufzugeben, sondern darum, sich auf das Wesentliche zu besinnen – auf das, was bleibt, wenn der ganze Überfluss wegfällt.

Also tanze ich, singe ich, öffne Räume in mir, für mehr Weite und Verbundenheit – auch um mich herum.


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