Viele reden davon … – Ich kenne Menschen, die es auch tun: Sich vom Hier eine Auszeit nehmen und ins Jetzt eintauchen. Das Warten – auf das Wochenende, den nächsten Urlaub, den Morgen, den Abend, den Lottogewinn – hat ein Ende. – Und ich bin eine davon.
Kopfüber bin ich ins Abenteuer gesprungen: workaway auf Sardinien. Zum ersten Mal in meinem Leben vier Wochen am Stück raus aus meinem Alltag, rein ins Vergnügen und etwas Neues ausprobieren.
Dafür habe ich eine kleine, aber feine Frühstückpension gewählt, in der ich mithelfen konnte und dafür Essen und einen gemütlichen Platz zum Schlafen zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Mein Ziel: Ins Jetzt springen, ganz eintauchen und mich einlassen – ohne große Erwartung. Dachte ich.
Gäste hatte ich erwartet, kamen aber keine. Sonne satt hatte ich erwartet, es hatte jedoch tagelang geregnet. Erleuchtung hatte ich erwartet, die blieb leider ganz aus.
„Man darf das Leben nicht damit verschwenden Erwartungen zu erfüllen. Nicht mal die eigenen. Es ist erstaunlich, wie wenig man wirklich muss, wenn man mal ernsthaft darüber nachdenkt.“
Meike Winnemuth aus „Das große Los„
Dafür war ich meinen Kopf los. Grübeln, planen und organisieren, immer tun und schaffen, etwas sein und werden – das alles ließ ich hinter mir. Als typisch Introvertierte arbeitet mein Kopf ständig. Dort konnte er sich erholen.
Mit dem Besen war keine Ecke vor mir sicher, drinnen wie draußen. Kehren, polieren und säubern hatte etwas Kontemplatives. Jede Tätigkeit wurde ganz von selbst zur Achtsamkeitsübung. Ohne Zeitdruck. Der bisherige Alltag weit weg.
Das Beste waren meine Room-Mates: jung und herzerfrischend. Junge Frauen, die das Hier und Jetzt leben ohne viel Worte darüber zu verlieren. Ein Quell an lebensbejahender „ich hab Lust drauf und mach das einfach“-Freude. Keine Karriereplanung, dafür eine enorme Neugier auf das Leben. Kaum Geld, dafür ein strahlendes Herz. Nur schwer konnte man sich dem entziehen. Der Überschwang an Lebensmut, das vertrauensvolle Kopfüber hat mich überwältigt.
Mut zur Lücke!
Von der klassischen Karriereplanung und dem Trend zur Selbstoptimierung Abstand nehmen und dafür kopfüber ins Abenteuer springen. Durchatmen, was Neues sehen, sich selbst ausprobieren, den Horizont erweitern, die eigene Sichtweise verändern, sich inspirieren lassen und der eigenen facettenreichen Persönlichkeit wieder ein weiteres Stück auf die Spur kommen. Wachsen und sich entfalten: radikal optimal mutig!
Sonnengebräunt wie noch nie zuvor, schloss ich nach drei Wochen mein „Reise-Logbuch“. Mit einem schnuckeligen Mietwagen habe ich die Insel erkundet – vom Süden zum Norden, vom Osten zum Westen. On the road sein, nicht stehen bleiben. Das mag ich.
Weiterführende Links:
www.workaway.info
www.helpx.net
www.almwirtschaft.com
www.wwoof.at